Kerstin - die Töpferin
Warum wir Töpfer darstellen ? Keramik - mehr als nur "alte Töpfe"
Keramik zerbricht, aber sie vergeht nicht. Gefäße und Scherben bleiben über Jahrtausende erhalten und zeugen von der Kunstfertigkeit und dem Schönheitssinn unserer Vorfahren. Keramik wurde in allen Lebensbereichen genutzt. - Als schlichte Kochtöpfe, schmückendes Tafelgeschirr, als kunstvoll gefertigte Kultgefäße und schließlich als Urnen, in denen nicht nur die Asche der Toten sondern auch die Reste der Bestattungsbeigaben der Erde anvertraut wurden. Tongefäße waren Behältnis und Mittel des Ausdrucks zugleich.
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Moderne Keramik gefällt durch Farbe und Glasur. Die frühgeschichtliche besticht vor allem durch die Vielfalt an plastischem Dekor und ungeahnten Formenreichtum. Reine Dekorationskeramik, wie sie heute üblich ist, gab es damals wohl nicht. Jedes Teil wurde entweder für einen praktischen oder einen kultischen Zweck hergestellt, aber das mit unendlich viel Hingabe, Geduld und Geschick. Es wurde angesetzt und eingedrückt, geritzt und gestempelt, geglättet und poliert. Verschiedenste Stoffe wurden dem Ton beigemischt, um seine Eigenschaften in die eine oder andere Richtung zu verändern. Man brannte oxydierend und reduzierend, in Gruben, im Feldbrand und zeitweise sogar in Öfen. Die Drehscheibe wurde erfunden, vergessen und nach Jahrhunderten erneut wieder übernommen. Aber auch während die Töpfer diese eifrig benutzten und damit vor allem Massenware herstellten, hat man Gefäße nebenher auch immer aus freier Hand geformt. So bestand z.B. zur La- Téne- Zeit der tönerne Hausrat nur zu maximal 20 % aus Drehscheibenware. Die Formgebung von Hand nimmt ungleich mehr Zeit in Anspruch, und doch sind besonders diese Teile reich verziert. Getöpfert wurde nicht nur von spezialisierten Handwerkern, die damit ihren Broterwerb sicherten. Auch Hausfrauen stellten zumindest einen Teil ihres Hausrates selbst her. Je nach Übung und Geschick fiel demnach das Escheinungsbild ihrer Töpfe und Schüsseln aus. Einfache, grob gemagerte und dickwandige Kümpfe aus eigener Produktion stehen dünnwandigen, kunstvoll verzierten Gefäßen aus der Hand wahrer Künstler gegenüber. Immer wieder beeindruckend ist die Vielzahl der Formen. Einige erinnern sogar an modernes Geschirr. Andere sprechen durch ihre kunstvolle Gestaltung an. Es gibt regelrechte Klassiker. Kugeltöpfe z. B. waren schon in der Steinzeit beliebt, die Wikinger kochten darin ihre Eintöpfe und als "Henkelbomben" dienten sie noch im Mittelalter als Trinkgefäße. Andere wiederum sind typisch für eine bestimmte Zeit und haben einer ganzen Epoche ihren Namen gegeben, z.B. Glockenbecher und Bandkeramik. Auch jedes Volk, und darunter wiederum jeder Stamm, bevorzugte eine bestimmte Art des Dekors oder der Form. Diese Vorlieben helfen heute den Archäologen, anhand der Verbreitung dieser speziellen Keramik den Verlauf der Wanderungen, Handelsbeziehungen usw. nachzuvollziehen.
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